Auf seine Krücken gestützt betrat er lautlos und elegant wie jeden Morgen kurz nach 10.00 Uhr die Piazza Grande. Er setzte sich auf den eigens für ihn im Zentrum der Piazza bereitgestellten Hocker, öffnete seinen Koffer, schlug die Beine übereinander - immer das linke über das kranke und dick verbundene rechte - bevor er dann mit geschlossenen Augen leidenschaftlich und virtuos zu spielen begann. Mal feurig-heiß, mal traurig-melancholisch - immer so, wie er sich gerade fühlte. Der Applaus seiner Zuhörer war ihm gewiss und dank der Münzen, die in seinen Koffer flogen, konnte er überleben.
Aus dem Urlaubstagebuch von Hanspeter Schmider - 2010