Mittwoch 22. Juli 2015: Vigo di Fassa 1390 M / Campedie 2000 M / Rifugio Gardeccia 1949 M / Rifugio Vajolet 2243 M / Grasleitenpass 2601 M / Kesselkogel 3002 M (Abbruch bei ca. 2920 M) / Grasleitenpass 2601 M / Campedie 2000 M / Vigo di Fassa 1390 M / Autobiwak
Die erste Seilbahn des Tages bringt mich in wenigen Minuten mitten ins Zentrum des Rosengartenmassivs hinauf nach Campedie. Sanft absteigend führt der Weg hinab zum Rifugio Gardeccia, um danach mitten durch den Gebirgsstock an der Vajolethütte und den gleichnamigen Türmen vorbei, auf den Grasleitenpass hinauf zu ziehen. Ein Blick von hier in die vertikalen Wände des Kogel vermittelt allergrößten Respekt. Aufgrund der mit KS 1 bewerteten Gesamtschwierigkeit führe ich keinerlei Selbstsicherung mit, entscheide aber, gemäß dem Vorsatz von Paul Preuss „Das Können ist des Dürfens Maß“ es ganz einfach zu probieren. Alles gelingt, der enge Einstieg, das erste Band, der Kamin, die Felsstufen, die Durchquerung des großen Westwandbandes bis zu dessen Ende auf ca. 2920 Meter Höhe, als mich hier aus heiterem Himmel ein immer heftiger werdendes Gewitter überrascht. Glücklicherweise finde ich abseits der Drahtseile in einer kleinen Felsnische Schutz, muss mich aber permanent abstützen, um nicht heraus zu fallen. Nach einer Stunde prasseln zentimetergroße Hagelkörner herab und Ströme von Wassern schießen aus den Felsen heraus und als Sturzbäche die Felsen hinab. Auch meine Felsnische steht mittlerweile komplett unter Wasser. Alles war aufgeweicht, ich fror und da auch keinerlei Aussicht auf Wetterbesserung bestand, entschied ich nach einer weiteren halben Stunde, schnellstmöglich abzusteigen. Äußerste Vorsicht war geboten, denn die nassen Felsen rutschten und das viele Wasser ließ Felsbrocken und Geröll mit in die Tiefe stürzen. Der Abstieg bis zum ersten Band gelang und die Felsüberhänge boten mir dort optimalen Unterstand. Mittlerweile kamen auch die vor mir Aufgestiegenen zurück und ich stieg weiter ab, was ebenfalls gut gelang. Trotz Schutzkleidung patschnass aber überaus froh kam ich sicher zum Grasleitenpass zurück und wärmte mich in der kleinen Hütte ein klein wenig auf. Da auch meine Kamera unter Wasser stand und nicht mehr funktionierte, war ich gezwungen, bis zum Auto nach Vigo di Fassa hinab, abzusteigen.