Samstag, 29.04.2006 / Bergtour zu den Drei Zinnen / Rifugio Auronzo / Fahrt nach Cor-tina d'Ampezzo / Stadt- und Friedhofbesichtigung / Vorabendmesse in Madonna della Difesa / Biwak am Passo Tre Croci
Kurze und dennoch erholsame Nacht gehabt - lange nicht eingeschlafen und früh wieder wach. Mit einer Decke zusätzlich kann ich alle Wärme speichern - es ist immer mollig warm. Mit den Vögeln eingeschlafen und mit Ihnen wieder aufgewacht. Nach einer Stunde lesen - aufgestanden und Kaffee gemacht. Der Kocher ist einfach super genial. Ich freue mich abends schon auf den heißen Kaffee morgens.
Komme jetzt gerade zurück von einer, für mich etwa mittelschweren Tour, zum Fuße der Drei Zinnen auf ca. 2400 Meter Höhe. Musste doch einiges an Mut aufbringen - quasi durchzusteigen mit 'Turnschuhen' im hochalpinen Gelände. Viel Bruchharsch und Schnee von unten und von oben, dazu viel Nebel und keine Wege - was ich aber eher mag. Retrospektiv waren meine Entscheidungen am Berg OK - bis auf eine kleine Nachlässigkeit bzw. Unkonzentriertheit im Abstieg, wo der rechte Fuß weggeht und das abstützende linke Knie 'überbeugt'. Ganz komisch, aber wahr - und auch nichts dabei passiert. Nur die Bänder etwas überdehnt. In der Auronzo-Hütte auf 2333 M wurden Fenster eingeschlagen und die Tür zum Winterraum / Notraum herausgerissen. Vandalismus, auch in den Bergen - und sehr schlimm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Bergsteiger sind, die so etwas machen. Ich wollte dann auf Cime di Lavaredo dem Gastwirt den Schaden melden - der hat aber nicht aufgemacht. Es sind wohl noch zu wenig Leute unterwegs - bei diesem schlechtem Wetter. Es ist noch nichts zu verdienen. Aber - egal. Die dort gemachten Bilder sind, glaube ich, ganz gut. Auch der Höhen- und Pulsmesser ist mir wirklich eine gute Hilfe. Meine Kondition - nicht schlecht, aber auch nicht sehr gut. Für den Großglockner wird's aber allemal gut reichen. Wieder und wieder übe ich die Scharten-Gehtechnik beim Randstein- und 'Mäuerlelaufen' ein. "Pay Attention - Concentrate your steps!" habe ich letztes Jahr zu Morten Johannsen am Bossegrat beim Abstieg vom Mont Blanc*7 gesagt. Er hatte sich verstolpert; Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Nachlässigkeit - im sicheren Gefühl des Erfolgs. Obwohl der Stärkere der Johannsen-Brüder, wäre er beinahe gestürzt.
Für mich ist jetzt aber erst mal Trocknen der Klamotten und der Schuhe angesagt. Im Auto, versteht sich, denn es zieht zu und beginnt wieder stärker zu regnen. Jetzt aber habe ich richtig Lust auf Cortina d'Ampezzo - am nächsten Morgen schreibe ich in mein Tagebuch: Übrigens - das einzig erwähnenswerte an Cortina d'Ampezzo war die schöne Vorabendmesse in Santa Maria della Difesa. Mönche beten und zelebrieren dort. Ich habe aus Rücksichtnahme in der Kirche nicht fotografiert. Ansonsten ein Schicki-Micky-Örtchen, ähnlich St. Moritz oder Davos. Hektische Leute, hektisches Treiben - überhaupt gar nichts für mich. Wollte Rosi etwas Schönes kaufen, habe aber nichts gefunden. OK! Doch gestern habe ich einen schönen Stein vom Fuße der drei Zinnen entdeckt und bis zum Auto zurück getragen. Der Stein ist formschön und bedeutet mir viel - halt eine kleine Zinne. Aber Rosi würde ich ihn natürlich schenken. Gerne sogar. Aber ich glaube - sie will ihn wohl eher nicht. Auf der Höhe des Passo Tre Croci*8 finde ich ein gutes Quartier. Es wurde schon Nacht, als ich mir Ravioli heiß machte und ein Bierchen genoss. Unmittelbar danach verkroch ich mich in meinen Schlafsack. Regentropfen begannen sich langsam in Schneeflocken zu verwandeln, die an den Fensterscheiben schmolzen. Da es den ganzen Nachmittag geregnet hatte, dachte ich mir überhaupt nichts dabei. Der Puls tief und leicht dehydriert, spürte ich die morgendliche Belastung. Ich war müde und schlief sofort, in Gedanken noch den direkt gegenüberliegenden Monte Cristallo besteigend, ein.
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*7 Am 26. Juni 2005 erreichte ich früh morgens, kurz vor Sonnenaufgang den Gipfel des Mont Blanc (Bergtour Nr. 15 dieser Homepage). Ich war alleine unterwegs, lernte aber in der Nordflanke des Dôme du Goûter die Johannsen-Brüder aus Oslo kennen. Wir hatten in etwa den gleichen Aufstiegsrhythmus. Während des Abstiegs stellte sich heraus, dass einer von ihnen Höhenprobleme (Dehydrierung, Kopf-schmerzen, Leistungsabfall) hatte. Wenn auch langsam, kamen wir doch alle wieder sicher zur Goûter-Hütte zurück.
*8 Der Passo Tre Croci liegt auf 1809 Meter Höhe. Westlich liegt Cortina d'Ampezzo (1211 M), östlich Misurina (1756 M), nördlich der Monte Cristallo (3216 M) und südlich das Gebirgsmassiv Sorapis (3205 M).