33 Das JHWH-Menschenbild

Theologische Arbeit im Fach Altes Testament


Das Menschenbild der jahwistischen Urgeschichte in Genesis 2/3

Das Menschenbild in Gen 2/3 wurde sehr stark geprägt durch die jahrhundertelangen Offenbarungen und Erfahrungen mit Jahwe. Alle Geschöpfe (Tiere, Menschen und sogar der König) lebten in ihrer Schwachheit allein von der ständig neuen Schöpfergnade Gottes.Die Menschen konnten so eine sehr enge, von großem Vertrauen geprägte Beziehung zu Jahwe aufbauen. Viel mehr noch: in allen erklärbaren und nicht erklärbaren Phänomenen wurde Gottes schöpferisches Handeln und Gestalten erkannt. Den Menschen begegnete Gott in den gewöhnlichen und alltäglichen Dingen des Lebens. Hierbei handelte und verhielt er sich überaus menschlich. So legte er einen Garten an und bewässert ihn (Rolle eines Gärtners), später trat er dann auch als Chirurg (er entnimmt Adam eine Rippe und schließt die Wunde) und als fürsorglicher Schneider (er macht Adam und seiner Frau Röcke aus Fellen und bekleidet sie) in Erscheinung.

In Gen 2/3 ist der Mensch bestimmt zur bewussten Gemeinschaft mit Gott, die sich im Reden Gottes und im Gehorsam des Menschen ihm und seinen Weisungen gegenüber, verwirklicht. Der Mensch soll, so der Wille Gottes, vollumfänglich und ganzheitlich d.h. an Körper, Geist und Seele glücklich sein, indem er auf seinen Anruf und sein ‚Angebot‘ mit einem klaren und unmissverständlichen Ja antwortet. Diese existentiellen Erfahrungen und Gottesoffenbarungen wurden ja beim Auszug aus Ägypten immer wieder gemacht (‚Kämpfer- und Befreier-Gott‘). Die Menschen der damaligen Zeit waren felsenfest davon überzeugt, dass Jahwe von Anfang an mit ihnen einen gnadenhaften (Sonder-) Bund eingegangen war. Er sprach und erteilte Weisungen. Die Menschen als sein auserwähltes Volk hörten und folgten in großem Vertrauen. Jetzt formte Gott den Menschen aus Erde vom Ackerboden (Adam); er sprach wieder mit den Menschen und erteilte wieder Weisungen. Das Menschenbild in der jahwistischen Schöpfungsschilderung ist so ganz durchdrungen und bestimmt in und durch die besondere Beziehung der damaligen Menschen zu ihrem (jetzt) Schöpfer-Gott‘. Allerdings kann sich der Mensch in seiner von Gott erhaltenen Entscheidungsfreiheit auch gegen ihn entscheiden. Jedes eigenmächtige, von Gott gelöste Wissen des Menschen (z.B. Erkennen von Gut und Böse in Gen 2,17), zerstört dieses Glück und verletzt somit die menschlich-göttliche Gemeinschaft. Der Mensch will mehr, als ihm von Gott her zusteht und zubemessen ist. Er will so sein wie Gott und fällt so der Sünde anheim. Hierfür ist er in vollem Umfang selbst verantwortlich und auch selbst schuld. Er wird von Angst befallen. Sowohl im Blick auf die Furcht, wie auch auf das Vertrauen Gott gegenüber wendet sich hierbei der Mensch von ihm ab. Die Möglichkeit, das Ziel der persönlichen Berufung vom Menschen aus auch ohne Gott zu erreichen ist (in Gen 3,l—6) völlig ausgeschlossen.