"Da sagte Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. 32 Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien." Textquelle: Das Neue Testament - Einheitsübersetzung
„Jeder Mensch ist eine einmalige, unwiederholbare und unverwechselbare Person. (...) Die Fähigkeit zu freier Stellungnahme und zu sittlicher Selbstbestimmung macht seine Würde als Mensch aus.“ (KEK II, 22).
Die Literatur erläutert den Begriff „Freiheit“ wie folgt:
Der Mensch erfährt Freiheit in den verschiedenen Dimensionen seines Menschseins. Er ist zunächst eine einmalige, unwiederholbare und unverwechselbare Person, die zu sich und ihrem Tun Stellung nehmen und sich selbst bestimmen kann. Er muss und will sein persönliches und gesellschaftliches Leben eigenverantwortlich selbst gestalten. Diese Fähigkeit zu freier Stellungnahme und zu sittlicher Selbstbestimmung / Autonomie unterscheidet den Menschen von allen anderen innerweltlichen Wesen und macht seine Würde als Mensch aus. Deshalb tragen wir Verantwortung für uns selbst und für andere.
Freiheit und Anspruch zu verantwortlicher Entscheidung erfahren wir grundlegend im Mitsein und in Mitmenschlichkeit. In Begegnungen, die uns sittlich herausfordern, erkennen wir, dass Freiheit nicht individualistische, egoistische oder Willkürfreiheit sein soll, sondern sie findet ihre Ermöglichung und ihre Grenzen an der Freiheit der anderen, an ihrer Zuwendung, an ihrer Liebe, an ihrer Würde und an ihren Rechten (= Freiheit als beanspruchte Freiheit)[1]. Je mehr man das Gute tut, desto freier wird man. Wahre Freiheit gibt es nur im Dienst des Guten und der Gerechtigkeit. Freiheit als sittlich beanspruchte Freiheit erfahren wir auch in der Erkenntnis unserer leiblichen Begrenztheit und Endlichkeit sowie in der Unausweichlichkeit von Leid, Unglück, Krankheit, Sterben und Tod. Eine weitere wichtige Erfahrung von Freiheit ist die Erfahrung des Versagens, der Sünde, der Schuld und der Vergebung.
Gott ‚schenkt’ den Menschen seinen Sohn Jesus Christus[2]. Dieser überwindet die Macht des Bösen vollständig. Jene, die seine Botschaft glaubend annehmen, werden von ihren Sünden befreit und so zu Töchtern und Söhnen Gottes gemacht. Jesu befreiendes Handeln wirkt sich am ganzen Menschen aus. Dies zeigt sich konkret v.a. in seinen Heilungswundern und in seiner Zuwendung zu den Armen und Unterdrückten, die er aus ihrer Isolierung befreit. Für den Apostel Paulus steht zweifelsfrei fest, dass der Gottlose allein aus Glauben ohne die Werke des Gesetzes durch die Gnade Gottes gerechtfertigt wird. Alleinige Voraussetzung dafür ist der Sühnetod Jesu, durch den Gott die Menschheit grundsätzlich von den Sünden und vom Fluch des Gesetzes befreit hat. Der Christ steht nicht mehr unter dem Gesetz und damit nicht mehr unter der Sünde, sondern unter der Gnade. Als mit der Gabe der Gerechtigkeit Gottes Beschenkte, sind allein die Christen wahrhaft Freie[3]. Freiheit ist Gabe Christi, so dass der Christ sie „in Christus Jesus“ besitzt. Sie kann es deshalb nur dort geben, „wo der Geist des Herrn ist“.
Diese Freiheit schließt eine neue Bindung ein; denn die von der Sünde Befreiten sind Sklaven der
Gerechtigkeit bzw. Sklaven Gottes oder Christi geworden. Echte Freiheit findet ihren Ausdruck im Dienst am Nächsten. Wer wirklich liebt, tut in Freiheit, was das Gesetz gebietet. Die christliche Freiheit wird sich in der Herrlichkeit vollenden, die die unverlierbare
Gemeinschaft mit Gott bedeutet. An ihrer Herrlichkeit wird die gesamte Schöpfung teilhaben, die „befreit werden wird von der Sklaverei der Vernichtung zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder
Gottes“[4].