Meine Entscheidung und Motivation, mich diesem Thema zu widmen, ist in meiner großen Liebe zur Heiligen Schrift und insbesondere zu Jesus Christus, den ich als meinen Freund und Bruder betrachte, begründet. Es fasziniert mich, wie Jesus vor allem den hilfsbedürftigen und kranken Menschen begegnete – vielleicht auch deshalb, weil ich in meinem Krankenpflegeberuf, den ich sehr gerne ausübe, den Menschen auch so begegnen möchte wie er. Gerade in äußerst schwierigen Situationen ist die Begegnung mit ihm heilend und lässt dennoch den Menschen ihre persönlichen Freiheiten und Entscheidungsspielräume.
Ich erhoffe mir auch, durch diese Arbeit zu einem tieferen Schrift- und Christusverständnis zu kommen. Ich will ihn – den Herrn – noch besser kennen lernen. Zudem durfte ich vor einigen Jahren in einem persönlichen Befreiungsprozess die Heilungstaten des Herrn an mir selbst erfahren – für mich zweifelsohne das größte Wunder, für das ich sehr dankbar bin. Von einer allgemeinen Begriffserläuterung des Wunderverständnisses damals und heute ausgehend wird im Anfangsteil der Arbeit versucht, das Besondere an den Wundern Jesu im NT – verbunden mit seiner Sendung und Botschaft vom Reich Gottes – herauszustellen. Hier soll auch
der Frage bezüglich der Auswirkungen für die Menschen und den Gründen bzw. Motiven für eine solche schriftliche Form der Überlieferung in den Wundererzählungen nachgegangen werden. Anschließend werden die Überlieferungen vom Seewandel Jesu in den Evangelien von Mk und Mt theologisch betrachtet. Der Textapparat wird synoptisch dargestellt, literarkritisch untersucht und anhand aktueller Exegese-Literatur ausgelegt. Die Vergleichsstellen im jeweiligen Text geben wichtige Informationen zu den Einsichten und Absichten der jeweiligen Verfasser.
Im weiteren Verlauf werden dann jeweils praktische Beispiele der Christusverkündigung – wiederum exemplarisch anhand der Überlieferung vom Seewandel Jesu – aufgezeigt und situationsbezogen erläutert. Hier werden auch kurz die wichtigsten Aspekte der Tiefenpsychologie mit einfließen.
Da viele Menschen heute – wie auch die Jünger Jesu damals – mehr die Ferne Gottes als seine heilbringende Nähe verspüren, möchte ich am Schluss meiner Arbeit der konkreten Frage, auf welche Art und Weise die Heilsgegenwart Gottes in der Welt heute erfahrbar werden kann, nachgehen.