45 Paulus von Tarsus


Öffnet ihm wenn er kommt

Textquelle: Das Neue Testament - Übersetzung von Fridolin Stier, 1989 - RÖM 13,11-14a

 

"Und das wißt um die Zeit: Die Stunde ist schon da, euch aus dem Schlaf zu erheben. Denn: Jetzt ist die Rettung uns näher, als da wir glaubend wurden. Die Nacht ist vorangekommen,der Tag genaht. Werfen wir die Werke der Finsternis ab; ziehen wir an die Waffen des Lichts. Wie am Tag laßt uns wohlgefällig den Weg gehen, nicht in Schwelgereien und Zechgelagen, nicht in Beischläfereien und Ausschweifungen, nicht in Streitsucht und Eifersucht. Nein, den Herrn zieht an, Jesus des Messias!"

 


Predigt an Sylvester 2017


Öffnet ihm wenn er kommt

Liebe Gemeinde, Schwestern und Brüder in Christus Jesus,

wieder stehen wir an der Schwelle zu einem neuen Jahr und schauen ‚innerlich‘ noch einmal zurück – aber auch nach vorne. Vergangen ist das Alte – und kommen wird das Neue – und wir wissen noch nicht, was es bringen wird? Vielleicht aber hab‘ ich mir schon etwas vorgenommen, vielleicht etwas versprochen, will vielleicht auch etwas ändern.

In dem kurzen Auszug aus dem eben gehörten Römerbrief offenbart uns Paulus heute seine innere Einstellung, seine Grundhaltung, sein Lebensprogramm. „Legt als neues Gewand den Herrn Jesus Christus an“, heißt so viel wie: Folgt ihm nach, und werdet in eurem gesamten Denken, Fühlen und Handeln – so, wie er. Macht euch bereit, und beginnt noch heute, euer Leben, im Geist des Programms Jesu Christi, umzugestalten.

Paulus weiß wovon er spricht – ist ihm doch damals vor den Toren von Damaskus, der Herr, ganz persönlich erschienen. „Saul, warum verfolgst du mich“, fragte die Stimme aus dem Himmel. „Wer bist du – Herr?“ fragte er zurück. „Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst. Steh auf und geh nach Damaskus! Dort wird man dir sagen, was du tun sollst“. Und Hananias, ein Jünger Jesu, teilte ihm dann mit, dass Gott ihn als ‚Werkzeug‘ zur Verbreitung des Evangeliums unter den Heiden auserwählt hat.

Noch in Damaskus wird Paulus selbst mit dem ‚neuen Gewand‘ bekleidet – das heißt er ließ sich taufen – und er begann – zur Verwunderung aller – zu predigen und das Evangelium zu verkünden (Bekehrung des Saulus, Apg 9). Fortan wird er seine Zuhörer auffordern, die „Werke der Finsternis“, wie z.Bp. Selbstsucht, Maßlosigkeit, Unzucht, Streit und Eifersucht abzulegen, und die „Waffen des Lichts“ – allen voran den Glauben, die Liebe und die Hoffnung – anzulegen. Kurz gesagt: Christen werden Christus-Liebende. Sie sollen vom Glauben ergriffen, ja begeistert – und an ihren guten Taten zu erkennen sein.

Deshalb ist heute auch für jeden von uns die Stunde gekommen, vom Schlaf aufzustehen, um den ‚Werken der Finsternis‘ in heutiger Zeit entgegenzutreten. In erster Linie persönlich – aber auch gesellschaftlich und politisch. Beispielsweise diese unmenschliche Leistungsgesellschaft, die globale Armut und die Zerstörung der Natur, die Ausbeutung / Missachtung der Opfer von Terror, Gewalt und Korruption. Und – ein wahrlich ganz neues Phänomen – das Verbreiten von Falschmeldungen, sprich Lügen mit der Absicht, zu manipulieren, sogenannte Fake-News. So hat eine Datenanalyse der Washingtoner Post am 10. Oktober diesen Jahres ergeben, dass der amerikanische Präsident Donald Trump – gerade mal 263 Tage im Amt – 1318 Mal die Unwahrheit gesagt hat; im Durchschnitt waren das fünf öffentliche Lügen pro Tag. Ist das nicht zutiefst unverantwortlich – ja unerträglich? Und werden nicht durch so ein – für uns als Christen völlig inakzeptables Verhalten – das gegenseitige Vertrauen und die Grundwerte unseres menschlichen Umgangs miteinander zutiefst erschüttert? Paulus würde dies – selbst unter dem Einsatz seines Lebens – vehement kritisieren. Er würde sagen: „Eine solche Heuchelei ist eines Christen gänzlich unwürdig“.

 

Liebe Schwestern und Brüder in Christus Jesus,

Mich persönlich fasziniert immer wieder, wie Paulus auf sein eigenes Leben und die vergangene Zeit schaut. Aus Damaskus musste er schon bald fliehen, sonst hätten sie ihn getötet. Und Jahre später wird er von Verfolgung, Folter, Schiffbruch, Peitschenhieben, Gefangennahme und – trotz der Ausübung seines Berufs als Zeltmacher – immer wieder auch von Hunger und Durst, während seiner Reisen, berichten.

Aber trotz all dieser Leiden und Strapazen, die er um seiner Berufung willen – wie Jesus von Nazareth – freiwillig auf sich nahm, verstand er seinen Weg als ein stetes Wachsen im Glauben und ein permanentes Unterwegssein zu Jesus Christus. Und so frage ich mich: Könnte diese paulinische Sicht nicht auch Teil meines bzw. unseres Lebensprogramms für das Neue Jahr 2018 werden? Wenn ja – bin ich fest davon überzeugt, dass wir auf diesem Weg Gott immer näherkommen werden. Denn – so Paulus: „Im Vergleich zur Erkenntnis Jesu Christi ist alles andere in meinem Leben sinnlos und ohne Bedeutung“. Amen.