38 Haltet euch bereit


Öffnet ihm wenn er kommt

Textquelle: Das Neue Testament - Übersetzung von Fridolin Stier, 1989 - LK 12,35-40

 

"Eure Lenden seien gegürtet und die Leuchten brennend. Dann gleicht ihr Menschen, die darauf warten, wann ihr Herr von der Hochzeitsfeier heimkehre, um ihm, wenn erkommt und klopft, sogleich zu öffnen. Selig jene Knechte, die der Herr bei seiner Ankunft wachend findet! Wahr ists, ich sage euch: Er wird sich gürten und sie zu Tisch sich legen lassen. Und umher gehen wird er und ihnen dienen. Und wenn er in der zweiten und wenn er erst in der dritten Nachtwache kommt und sie findet – selig sind jene! Das erkennt ihr doch: Wenn der Hausherr wüsste, zu welcher Stunde der Dieb kommt, so ließe er nicht in sein Haus einbrechen. Macht auch ihr euch bereit, denn zu einer Stunde, da ihr es nicht ahnt, kommt der Menschensohn." 


Predigt an Sylvester 2015


Alles Gute kommt von Oben

Liebe im christlichen Glauben versammelte Gemeinde,

nur noch ein paar Stunden, dann endet das Alte- und das Neue Jahr 2016 beginnt. Neue Hoffnungen und Wünsche verbinden sich damit – vielleicht aber auch Ängste und Sorgen. Das soeben im Lukasevangelium Gehörte, will uns Mut machen und stärken – will uns neues Vertrauen und neue Hoffnung schenken. Seid deshalb wachsam und haltet euch bereit. Die Menschen damals hofften, der verstorbene Jesus würde noch zu ihren Lebzeiten wiederkommen. Und mit ihm das Reich Gottes – spürbar, sichtbar, erfahrbar – für Alle. „Maranatha“, Komm Herr Jesus, riefen sie gen Himmel. Doch – die ersten aus der Gemeinde starben – und von Jesu Kommen – keine Spur. War er vielleicht doch nur einer von vielen? Haben wir umsonst gehofft?

Gegen diese Zweifel wendet sich Jesus, wenn er uns heute an der Schwelle zum neuen Jahr zuruft: „Seid wachsam und seid bereit.“ Bereit, aufzubrechen und neu zu beginnen. Darin liegt dann – entgegen der Resignation ‚Es bleibt doch sowieso alles beim Alten‘ – die hoffnungsvolle Erwartung, die damit rechnet, dass Gott mir in dem ‚Neuen‘, was zweifelsohne auf mich zukommt – auch immer wieder ‚neu‘ entgegenkommt. Spektakulären Veränderungen dazu sind nicht nötig. Sondern – kleine Schritte und kurze Wege. Mitten im Alltag dafür offen sein, dass Gott mir begegnen will. Beispielsweise …

  •    in der Stille – an einem schönen Ort,
  •    im Gespräch – mit einem liebenswerten Menschen,
  •    in der Begegnung mit jemandem, der mir bisher fremd war,
  •    oder aber vielleicht ganz anders, als wie ich es mir vorstelle.

Das zweite, wovon Jesus heute wieder spricht, ist das Warten. Warten sollen wir, wie die Knechte auf ihren Herrn, der zu einem unerwarteten Zeitpunkt zurückkommen wird. Nun – mit Knechten verglichen zu werden, das gefällt uns wenig. Aber – auf die wachsamen Knechte wartet etwas Besonderes. Denn – der nach Hause kommende Herr bindet sich die Schürze um und macht sich selbst zum Knecht. Und so eben zum Diener Aller.

Liebe Schwestern und Brüder in Christus Jesus,

wer wacht, beobachtet sorgsam. Wer das Licht brennen lässt, sieht auch im Dunkeln. Und wer zum Aufbruch bereit ist, kann auch dann, wenn‘s drauf ankommt, mit ihm gemeinsam, die nötigen Schritte tun. Denn: „Er ist der Weg auf dem wir gehen – die Wahrheit der wir trauen / er will als Bruder bei uns stehn – bis wir im Glanz ihn schauen.“

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

so haben wir eingangs gesungen. Und so – in diesem Vertrauen – können wir getrost das neue Jahr beginnen. Wieder wird es Zeiten geben, die im Flug vergehen – aber vielleicht auch Stunden und Tage, die uns lang werden. All unsere Lebenszeit jedoch sei erfüllt von Glaube und Hoffnung auf den, der unsere Zeit ganz fest und sicher in seinen Händen hält. Amen.