19 Faschdezidde kumme


Seeräuber in Titisee

Textquelle: Das Neue Testament - Übersetzung von Fridolin Stier, 1989 - MK 2,18-22

 

"Als die Jünger des Johannes und die Pharisäer gerade fasteten, kommen und sagen sie zu ihm: Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, und fasten deine Jünger nicht? Und Jesus sprach zu ihnen: Können denn die Gefährten des Bräutigams fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten. Aber Tage werden kommen, da ihnen der Bräutigam entrissen wird: und dann werden sie fasten – an jenem Tag. Keiner näht auf ein altes Obergewand einen Flicken ungewalkten, neuen Tuchs, sonst reißt das Füllstück von ihm ab, das Neue von dem Alten, und noch schlimmer wird der Riss. Und keiner schüttet neuen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der Wein die Schläuche, und der Wein geht zugrunde samt den Schläuchen. Nein, neuer Wein in neue Schläuche!"


Predigt am Faschingssamstag 2011 - in alemannischer Mundart


Narren-Messfeier in Titisee-Christkönig

1. Kurz vor derre Faschdezeit – schdod diä Fasnet uns bereit.
    De Fasnetnarr schaut ganz vodutzd – er wundert sich scho feschd, und schdudzt,

    Dass Jesus heut, wie soll‘mr sage – midde in dene tolle Dage,

    Fascht wie en Narr wird tituliert – drum said er au ganz ungeniert,

    Hit wird gfieret ohne z’raschde – mir kennä jo au no schpäder faschde.

    D’Faschtezidd ruckt sowieso immer näher – und die druff Voruckte, sin d’Pharisäer.

Die alles ganz oft un viel z’eng sähe – aber die, die heut bei Jesus stehe,

    Fiere mit ihm in Fröhlichkeit – denn wo er isch, do wird g’jubelt un sich g’freud.

 

2. Jo said Jesus ganz besonne – Faschdezidde, die werre komme.

    Doch eins, ich dät’s halt au mol gern sähe – dass ihr die Zaiche derre Zidd, den voschdehe.

    Do schriebt nämlich im Alde Teschdament – Kohelet, den fast jeder kennt,

    Ihr liäbi Litt, sin stets bereit – Gott häd für alles eine Zeit.

    Eine zum Feschdle un Gaudi mache – eine zum Sorge für die Schwache.

    Eini zum Sammle eini zum Verdeile – eini zum Eile, un eini zum Verweile.

    Eini für Neues un eini für Alts – eini für Heißes, un eini für Kalts.

    Un so verkündet der Herr uns alle – wenn’r wän fröhlich si, dann län halt au mol d’Korke knalle.

    Aber sin allzeit bereit und vergesse nit – do d‘nooch kunnt dann wieder die ander Zidd.

 

3. Im Gleichnis uns Jesus will heut no sage – ihr dürfe au ruhig mol ebbis Neus wage.

    De alte Stoff am neue Kleid – die Kombination isch nid grad gescheid.

    Denke mit un sin kreativ – nid immer nu grad, worum nid au mol schief.

    Ä neue Haldung ä neus Wort – Fröhlichkeit an allene Ort.

    Kumme froh zsämme un tanke uff – denn zum Gipfel gohts au nit immer nu steil berguff.

    Gehn an d’Hecke na, gehn an d’Zäun – suche für de Glaube, neui Räum.

    Wihl, wenn Jesus predigt vom Kleid un vom Wii – no meint‘r, s’soll Platz für ebbis Neus sii.

    Neue Ideä un neue Bräuch – neue Wii ghört aifach in neue Schläuch.

 

4. Un län bittscheh au des Schdridde um d‘Norme – oder gar um äußere Forme.

    Mache kai unnödige Rabbatz – mache liäber für diä Vielfalt Platz,

    In der d‘Mensche ihren Glaube läbe – um selli Vielfalt, do goht’s drum, äbe.

    Dass jeder au weiß was sell isch – evangelisch, katholisch un au muslimisch.

    Un scho führt diese Bibelschdell – uns alli do so ganz uf d’Schnell,

    Dert na, was wohl au Jesus freut – d‘Froog noch dere Kirche heut.

    Des isch’s jo grad die aldi Ploog – die Kirch sin mir, des isch doch kai Froog.

    Un alles, was mir von de Kirche sage – mie‘mr halt dann scho au selber wage.

    Un wenn unser Zeugnis dann isch gefragt – mir Christus bekenne unverzagt,

    Mit frischem Wind und neuem Schwung – nu so bliebt unsri Kirche jung.

 

5. So sin mol widder gruefä mit em hiddige Wort – mir, un alle do vom Ort.

    Mir solle uns miä, de Freiraum z'bilde – für viele Lid, aus unterschiedliche Gefilde,

    Dass die do bi uns könnä Jesus spüre un säe – ihr froge z‘Recht wie soll denn des gschäe?

    S’brucht en Hufe voll ehrlichi Lidd – un au no wichtig in derre Zidd,

    Dass mir de Mensche begegne offe – un mit ihne glaube, liäbe un hoffe.

    Un bloß nid missionierend betöre – viel wichtiger isches, na z’höre,

    Dert wo selli im Läbe schdehe – dert mie’mr halt für, un mitänander gehe,

    Denn Gott will jo zu alle Mensche kumme – zu de Lusbuebe gradso, wie zu de Frumme.

 

6. Kann’s so ebbis gäh, was meine’nr ihr Lidd – für mich wird’s nämlich so langsam Zidd.

    Von Jesus häm‘mr ghört wieder viel – die Nachfolg für uns, kai leichtes Spiel.

    Baue am Reich Gottes un läbe eure Träum – denn d'Kirche häd do defür ganz viel Räum.

    Un wenn jeder häd sin Platz dann g’funde – un alle mit Christus sin verbunde,

    wenn d’Einheit dued wachse, in seinem Namen – ja dann kann i au nu no sage – Amen.