Bei einer Kommunionhel-ferschulung im Februar 1997 wurde, eher nebenbei vom Diakonat erzählt. Ich hatte zuvor nie etwas davon gehört, hatte aber jetzt spontan das Gefühl: „Das genau ist es“. Ich informierte mich über die Voraussetzungen und den Ausbildungsgang. Mit Paul Hakes, dem damaligen Referatsleiter für das Diakonat in Freiburg, entwickelte ich einen möglichen und gangbaren, persönlichen Weg. Ich musste mich zuerst pastoral-theologisch qualifizieren, um so die Zugangsvoraus-setzungen für die Diakonenausbildung zu erwerben. 1998 absolvierte ich den, vom Pastoralen Bildungsinstitut Freiburg angebotenen und 1 ½ Jahre dauernden Pastoralkurs in Villingen – und 2000 den 2 ½ Jahre dauernden Theologischen Kurs in Karsau-Minseln am Hochrhein. Das Lernangebot beider Kurse entsprach genau dem, was ich damals suchte. Ich war begeistert. ‚Alles‘ flog mir ganz leicht und wie von selbst zu. Die natürliche Folge waren erste Kontakte zum Diakonatskreis Neuenburg I, in dem sich Interessenten, Bewerber und bereits ausgebildete, d.h. geweihte und beauftragte Diakone befanden. Die Treffen dieser Kreise finden monatlich statt. Zum ersten Mal waren meine Frau und ich 1999 bei Josef Sonner in Bollschweil mit dabei. Dass die Ehefrau diesen besonderen Dienst ihres Mannes von Anfang an mitträgt ist unabdingbar und von entscheidender Bedeutung. In ganz besonderer Weise inspirierte mich die benediktinische Spiritualität. Die brüderliche Gemeinschaft, die Schlichtheit, die Feierlichkeit, die Gastfreundschaft, das bewusste Reden und auch das bewusste Schweigen - der gesamte Tagesrhythmus unter dem Motto "Ora et Labora". Benedikt und auch Franziskus waren mir, besonders durch ihre eigenen Berufungserfahrungen und ihre Art, wie sie danach ihr Leben gestalteten, ganz nah. Hieraus entwickelte sich ein neues, persönliches Lebensprogramm.
Es folgte die Ausbildung zum Diakon am Pastoralen Bildungsinstitut in Freiburg. Diese fand in einer Gruppe mit Gleichgesinnten (Diakonatskurs) an Wochen- und Wochenendseminaren statt und dauerte insgesamt etwa 3 ½ Jahre. So begann für mich im Sommer 2001 der Grundkurs. Als Dr. Maier uns zu zweit aussandte, um unsere Berufung zu reflektieren und zu formulieren, standen auf meinem Zettel drei Worte: "Folge mir nach". Innerlich drängte mich die Nachfolge und wollte konkret werden. Immer klarer wurde mir auch, dass sie, um der Authentizität willen, Bedingung und Voraussetzung zum Dienst ist. Insgesamt stärkte und bestätigte mich die Zeit während des Grundkurses auf dem begonnenen Weg. Bei allem aber suchte ich nach Erkenntnis und einem tieferen Sinn. Die Berufung in sich zu spüren, sie als Gott gewollt zu erkennen und zugleich von den Anderen, den Ausbildern und Weggefährten zugesagt zu bekommen, war für mich eine sehr schöne Erfahrung.
Auf den Grundkurs aufbauend folgte der sozialdiakonischen Kurs. Ich empfand ihn als sehr gewinnbringend und wertvoll. Themen wie Sozialisation und Prägung wurden eher künstlerisch-kreativ bearbeitet, was bei mir zu einer tieferen Betrachtung und erkenntnisreicheren Reflexion meines bisherigen Lebens führte. Ich dachte viel nach über meine 'religiösen Wurzeln' und meinen persönlichen Glaubensweg und welchen Umständen und Menschen ich dies jeweils zu verdanken hatte. So fand ich während dieser Zeit wichtige, erkenntnisreiche Antworten auf teils offene, teils verdrängte Fragen. Auch entdeckte ich Stationen meines Lebens, wo Gott mir früher bereits sehr nahe war, ich aber die Zusammenhänge und ihn selbst einfach nicht erkannte. Dieser Kurs führte mich - auch dank der kompetenten Leiter - zu einer sensibleren und tieferen Spiritualität.
Ist einem, wie bei mir, die Verkündigung ein Herzensanliegen, so wohl in gleicher Weise auch das Darüberreden - das Predigen. Leidenschaftlich beschäftige ich mich seit Jahren mit der Theologie, der Psychologie und der Exegese. Dazu kommt mein ganz persönlicher Weg. Die persönliche Meinung, Überzeugung und Erkenntnis Anderen mitteilen lernten wir in Ansätzen im Liturgisch-homiletischen Kurs. Rhetorisch wurden wir im Pastoralen Bildungsinstitut in Freiburg und gesanglich bei den Benediktinerinnen in St. Lioba in Freiburg geschult. Unsere ersten Predigten in den Gemeinden hatten wir auf Tonband aufzunehmen und zur weiteren Begutachtung einzuschicken. In späteren Kolloquien wurde dann besprochen, was eher gut und was verbesserungswürdig war.
Ein halbes Jahr vor der Diakonenweihe im April 2004 begann die letzte Ausbildungssequenz, der Weihekurs. Man fühlt sich - im Bilde eines Bergsteigers - auf dem Gipfelgrat. Jetzt wurden wir Fünf, im Grundkurs waren wir noch zu Acht, in den Kreis der Weihekandidaten berufen. Sämtliche Aktivitäten dienten jetzt der Vorbereitung der bevorstehenden Weihe und einer professionellen Ausübung des späteren Amtes. Erste offizielle Kontakte mit den Weihbischöfen und das obligatorische, gemeinsame Gespräch (Scrutinium) mit den Kandidaten, ihren Ehefrauen und dem Erzbischof folgten. In der letzten Kurswoche trafen wir uns dann mit unseren Ausbildern zu den sogenannten Weiheexerzitien im Kloster Maria Hilf bei den Schwestern in Bühl. Eine letzte Auszeit für Ruhe, Besinnung, Betrachtung und Versöhnung.