Liebe Gemeinde, liebe Vroni, (PGR-Vorsitzende)
vielen Dank für die herzlichen Worte, Wünsche und Geschenke.
Ich freue mich sehr, dass es heute soweit ist und ihr alle hier und mit mir seid. Vielen Dank dafür. Lasst mich ein bisschen erzählen.
Berufung zur Krankenpflege
Ein paar Buben hier vom Kirchenviertel in Titisee, sie waren vielleicht 12/13 Jahre alt - trafen sich fast jeden Tag hinten auf der ‚großen Wiese’ - zum Kicken. Ich stand meist im Tor. Eines Mittags, ich hechtete mal wieder nach dem Ball - u. Gott sei Dank gehalten - kein Tor, aber voll hinein in die messerscharfen Scherben einer kaputten Flasche. Die fast abgetrennte und blutende Hand wurde im ‚alten’ Krankenhaus in Neustadt chirurgisch versorgt. Im Lauf der Zeit lernte ich so das Krankenhaus und sein Innenleben immer besser kennen. Die Ärzte, die Patienten, die Schwestern, die Pfleger - so dass ich dachte: "Kranken helfen, verbinden, eingipsen, spritzen - ein schöner Beruf". Und dann diese metallenen, blinkenden Instrumente. Wäre das vielleicht nicht auch etwas für dich?
So ging dann ein paar Jahre später ein junger Kerl mit einem Gipsbein und ziemlich langen Haaren zum Vorstellungs-gespräch ins Sankt-Josefs-Krankenhaus nach Freiburg. "Mit Ihnen wollen wir’s mal probieren", sagte Schwester Jordana, die Oberin und nach einem halben Jahr Probezeit, am 1. April 1973 durfte ich dann die Ausbildung zum Krankenpfleger beginnen. Mein Traumberuf - bis zum heutigen Tag - hatte sich erfüllt.
Berufung zum Diakonat
Dann - im Februar 1997 bei einer Schulung für Kommu-nionhelfer sprach Herr Pfarrer Murzko, eher ganz nebenbei, vom Diakonat. Jetzt hatte ich wieder dieses Gefühl. Das genau, könnte es sein. Vielleicht dein Weg, dachte ich? Und - mach dich bereit.
Als wir dann zu Beginn der Ausbildung von Dr. Eugen Maier ausgesandt wurden hatten wir den Auftrag, unsere Berufung zu formulieren. Für alle ein spannender Moment. Auf meinem Zettel standen drei Worte. "Folge mir nach". Wie Matthäus, der auf den Anruf Jesu hin die Sicherheit seines Zollhäuschens freiwillig u. lebenslang verließ, so habe auch ich alle mir damals wichtig erscheinenden Sicherheiten aufgeben. Bis auf zwei entscheidende Dinge: Meine Familie und Jesus Christus.
Eine Art Tabula Rasa - damit er - der Herr - mit seinen Buchstaben und neu auf die jetzt leere Tafel schreiben kann. Wie die Fischer Fischer bleiben, so wirst auch du weiter für die Pflegenden und Kranken da sein, von jetzt an aber mit einer anderen Qualität: "Von jetzt an werde ich dich lehren, von mir wirst du alles erhalten, was du brauchst. Ohne mich kannst du nichts, mit mir aber alles tun". Denn - so Paulus: "im Vergleich zur Erkenntnis Jesu Christi ist alles andere in meinem Leben sinnlos und ohne Bedeutung".
Als dann der Erzbischof vor 6 Wochen meine Frau und mich fragte, wie denn die Ausbildung (bei mir etwa 8 Jahre) so war, sagte ich: "Für mich wie ein wohltuendes, warmes Bad". Warm gebadet hab ich schon immer gerne - schwimmen in kaltem Wasser dagegen war nie mein Fall. Die Berufung dann durch Andere bestätigt und auch immer wieder zugesagt zu bekommen, war und ist etwas sehr Schönes.
Eine genauso schöne und warmherzige Zeit war meine Kindheit. Auch sie hat mich ganz entscheidend religiös geprägt. Im alten Kindergarten bei den Schwestern Theodisia
und Edma haben wir mit den einfachsten Mitteln schöne Sachen gemacht. Viel gemalt, viel gebastelt - oft sind wir hinausgegangen in die weiten Wälder am Hirschbühl und über die bunten Wiesen im
Altenweg. Wenn dann meine Oma mit mir fort ging hat sie mir jedes Mal mit Weihwasser ein Kreuz auf die Stirn gemacht - mich gesegnet und dafür gebetet, dass dem Bub ja nichts passiert.
Der war nämlich als Fortspringer bekannt - und direkt vor dem Haus war die gefährliche B 31. Als wir dann wieder heim kamen - das gleiche Ritual. So habe ich meinen Eltern und Großeltern, den Ordens-schwestern, ganz besonders den Vinzentinerinnen und meiner eigenen Familie - hier ganz besonders meiner Frau Roswitha, sehr viel zu verdanken. Dafür - Euch allen – ein ganz herzliches Vergelt’s Gott.
Christus in den Bedürftigen real präsent
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
alles diakonische Handeln beginnt immer und zuerst mit der Wahrnehmung. Die Bedürftigkeit will gesehen, die Sorgen, Nöte und Ängste wollen gehört, die Menschen wollen wahr- u. ernst genommen werden. Schenk Ihnen ein bisschen Zeit und du wirst sehen, wie gut es beiden tut.
Gerade deshalb freue ich mich sehr auf meinen zukünftigen Dienst als Diakon - hier in unserer Gemeinde. Hier sind meine Wurzeln, hier ist mein Platz, hier bin ich daheim. Gemeinsam - mit Euch und mit Gottes Hilfe will ich den kranken, den bedürftigen, den trauernden und sterbenden Menschen begegnen - ihnen nahe sein. Bewusst jetzt leben und ein immer tieferes Gespür für die Diakonia Jesu Christi entwickeln, der sagt: "Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach - Denn was ihr meinen geringsten Schwestern und Brüdern tut, das tut ihr mir".
Also nicht nur in den heiligen Sakramenten oder wie Hans Urs von Balthasar sagt "Alles in Allem" begegnen wir ihm - Christus Jesus - sondern auch und gerade im Dienst an den geringsten Schwestern und Brüdern. In ihnen ist Christus real präsent. Gerade hier soll und will sich auch unsere Sehnsucht nach seiner Liebe erfüllen - in Freud und in Leid. Gerade hier ist unser gemeinsamer Weg in eine von Gott bestimmte Zukunft.
Allen meinen Weggefährten - in der Familie, in der Gemeinde, im Beruf - danke ich für ihre Begleitung und die mir geschenkten Gestaltungsfreiräume ganz herzlich. Vergelt’s euch allen Gott und seid gewiss: Unsere Zeit, sie liegt auch in Zukunft, ganz fest in seinen Händen - Amen.