Nach getaner Arbeit lief ich Mitte der 90-er Jahre oft das Seebachtal entlang von Neustadt heim nach Titisee. Dabei kam ich jedes Mal an der, hinter Hecken und Bäumen versteckten, Kapelle des alten Herrn Reddemann vorbei. Ich kannte ihn und seine Krankengeschichte sehr gut. Immer wieder war er Patient in der Klinik und ab und zu brachte ich ihm seine Medikamente nach Hause und wir kamen ins Gespräch. Dabei zeigte er mir auch gerne den Innenraum seiner – im Südtiroler Baustil geschaffenen – Kapelle. Diese entstand aufgrund eines, von ihm vor etwa 20 Jahren abgelegten, Gelübdes. Damals litt Herr Reddemann an einer unheilbaren Kehlkopferkrankung und versprach, dass wenn wider allen ärztlichen Prognosen doch das Unmögliche geschehen und er wieder ganz gesund werden sollte, er dafür zum Dank dem Herrn eine Kapelle bauen würde. Ein übrigens im Schwarzwald häufiger anzutreffendes Motiv. Das nicht für möglich gehaltene Wunder geschah. Herr Reddemann wurde wieder ganz gesund und baute vor ca. 20 Jahren auf seinem Grundstück am Galliberg im Seebachtal eine wunderschöne Kapelle. Durch diese Geschichte inspiriert, kam mir nun, als ich wieder einmal auf meinem Heimweg an der Kapelle vorbeikam der Gedanke, ebenfalls ein Gelübde abzulegen. Ich tat es unmittelbar und an diesem für mich heiligen Ort. Meine Motive waren denen von Herrn Reddemann sehr ähnlich, nur ging es bei mir weniger um ein krankes Organ, als vielmehr um Psychoterror. In der Folgezeit entstand deshalb im Giebel meines Hauses ein Dachoratorium, wo ich mich immer wieder zur Besinnung zurückziehen konnte. Alle Arbeiten, vorwiegend waren es Schreinerarbeiten, plante und führte ich selbst aus. Die Bauphase dauerte ungefähr 1 ½ Jahre. Auch die Einrichtung sollte, mit einem Dornenkreuz, einer besonderen Bibel und einer Christusikone, benediktinisch schlicht ausfallen. Am 09. November 1997 wurde das Dachoratorium feierlich von Pfarrer Murzko eingeweiht – es war für mich ein wichtiges äußeres Zeichen.