168 Lagginhorn

Hochtour


Zeitraum - Juli 2016 / Dauer - 1 Tag / Talort - Saas Grund 1559 M / Ausgangspunkt - Hohsaas 3142 M / Erreichte Punkte - Gipfel des Lagginhorn 4010 M - Weissmieshütte 2726 M / Tour alleine begangen

Mitten im Hochsommer verwandelte massenhafter Neuschnee, tagelanger Nordfön und die nachfolgende Schönwetterperiode mit hoher nächtlicher Abstrahlung, die hohen Berge der Walliser Alpen in wahre 'Eisklumpen'. Dennoch - am letzten Tag meines einwöchigen Aufenthalts in der Aletsch-Simplon-Region entschied ich mich für einen weiteren Aufstiegsversuch; wie bereits im vergangenen Jahr, ausgehend von Hohsaas. Hier war dann sofort klar, dass Firnharsch und Eis das Lagginhorn und wohl auch den Blockgrat fest umschlungen hielten. Die Querung hinüber zum Wandfuß, der Aufstieg über den Gletscher und das möglichst sichere Erklettern des Westgrats über die II-er Kletterstelle hinweg, gelangen ohne nennenswerte Probleme. Allerdings forderten die höheren Schwierigkeiten äußerste Vorsicht und etwas mehr Zeit. Einzig für die Passage in den oberen Teil des Westgrats konnte auf die Steigeisen verzichtet werden. Immer wieder also gemischtes Gelände - was abwechselnd Fels und Eis mit montierten Steigeisen bedeutet - und was ich überhaupt nicht mag. Trotz bereits vorhandener Steigeisenspuren war zum aufsteilenden Gipfel hin die richtige Spur am breiten Grat - links teils überwächtet und rechts steil in die Westwand abstürzend - immer wieder erst zu finden. Das stete 'Einhämmern' der Frontzacken und das andauernde Sichern mit dem Eispickel kostete mich derart viel Kraft, dass ich das sichere Gefühl, heute den Gipfel zu erreichen, erst hatte, als ich den letzten Steilaufschwung auf das Gipfelfirnfeld schaffte. Kurz später dann erklomm ich den luftigen Gipfel, den ich ganz für mich alleine hatte. Doch schon nach wenigen Minuten bereitete ich alles für den Abstieg vor, der erneut mit der höchst-möglichen Konzentration und mit äußerster Vorsicht - nicht immer, aber weitestgehend - in der Aufstiegsspur erfolgte. Die Idealspur war auch hier - wie bekannt - im Abstieg von oben viel besser zu erkennen. Die Hauptgefahren lagen für mich schon weit zurück, als es urplötzlich und lautstark vom Berg herab schrie. Ich wusste sofort Bescheid und im gleichen Augenblick hörte ich auch schon die Steine rumpeln. Zwei Italiener, die ich später kennenlernte und die den Gipfel über den langen Südgrat erkletterten, hatten Steinschlag ausgelöst. Weit links, aber nah rechts, schossen die Steine an mir vorbei in die Tiefe. Kurz nach 17.00 Uhr erreichte ich - zwar selten erschöpft aber tief zufrieden - die Weissmieshütte, wo ich im Einklang mit den dort grasenden Steinböcken und den gegenüberliegenden Bergriesen ein erstes Panaché genoss.


Bilder

Blick vom Simplonpass - Weissmies-Südgrat mit Vorgipfel - Weissmies 4017 M - Lagginhorn 4010 M - Fletschhorn 3993 M
Blick vom Simplonpass - Weissmies-Südgrat mit Vorgipfel - Weissmies 4017 M - Lagginhorn 4010 M - Fletschhorn 3993 M

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