22 Grassen

Hochtour


Zeitraum - Juli 2005 / Dauer - 3 Tage / Ausgangspunkt - Chli Sustli 1907 M / Erreichte Punkte - Sustlihütte 2257 M - Grassenjoch ca. 2750 M / Tour mit Gruppe (14 TN) begangen

Die Hochtour war eingebettet in ein verlängertes, dreitägiges Trainingswochenende in Eis und Fels - geplant und durchgeführt von der DAV-Sektion Freiburg im Rahmen eines alpinen Aufbaukurses (14-köpfige Gruppe, davon fünf Bergführer u. Fachübungsleiter). Nach einem Trainingstag im Steingletscher stiegen wir spät nachmittags zur Sustlihütte auf. Geplante Tourenziele waren die Besteigung des Grassen (2946 M) morgen und die Überschreitung des Trotzigplanggstocks (2954 M) übermorgen. Die Wetterprognose für die kommenden Tage war allerdings schlecht. Starke Bewölkung, Regen, Wind und vereinzelte Gewitter. Dennoch entschieden sich früh morgens unsere Bergführer nach Rücksprache mit dem Hüttenwirt für ein Aufbrechen. Die Sicht war zwar einigermaßen gut, es regnete aber ununterbrochen und die Schlechtwetterzeichen am Himmel eindeutig. "Hätte ich alleine für mich zu entscheiden, ich würde die Hütte niemals verlassen, ganz egal, was der Hüttenwirt und die Führer sagen", dachte ich, als wir aufbrachen. Gruppen aber entwickeln eine Eigendynamik und man will immer Irgendwie Irgendetwas machen (Aktionismus). Dazu kommt das unreflektierte Übernehmen der Entscheidungen Anderer. Nach etwa zwei Stunden erreichten wir das Grassenjoch (2733 M). Obwohl es stark regnete stiegen wir weiter auf dem Gletscher Richtung Wasenhornjoch ab. Als ein heftiges Gewitter über uns hereinbrach, waren wir, wie in einer Falle, gefangen. Wegen der akuten Steinschlag- und Blitzgefahr mussten wir uns vom Wandfuß und den Felsen entfernen. In einer offenen Gletschermulde gegenüber Klein-Titlis kauerten wir zusammen. Blitzeinschläge und Donnersalven neben und über uns. Ewig lange. Jeden Augenblick rechnete ich mit einem direkten Blitzeinschlag in die Gruppe. Mit meinem Leben hatte ich abgeschlossen. Aber - das erhoffte Wunder geschah. Nach etwa einer Stunde zog das Gewitter ab und wir konnten zurücksteigen. Alle hatten zufällig und glücklich überlebt.